Bei der Rapsaussaat „bebt die Börde“

Bei der Rapsaussaat „bebt die Börde“

Die schwarze Ölfrucht macht den Anfang, Gerste, Roggen und Weizen folgen

L P D Je besser sich die Rapspflanzen vor dem Winter entwickeln, desto weniger anfällig sind sie gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Die Aussaat wirkt sich folglich auf die gesamte Vegetationsperiode und schließlich auf den Ertrag aus. Die Landwirte setzen daher derzeit alles daran, ihnen durch eine optimale Bodenbearbeitung gute Bedingungen zu bieten. „Da bebt die Börde, damit alles schnell in die Erde kommt“, sagt Konrad Westphale aus dem Landkreis Hildesheim augenzwinkernd.

Er bestellt seinen schluffigen Lößboden in Hanglage schon seit Jahrzehnten per Mulchsaat mit einer speziellen Technik, die die kleinen schwarzen Kugeln in die ein- bis zweimal mit dem Grubber aufgelockerten Stoppelfelder legt. „Da darf man nicht zu pingelig sein, nach acht Wochen hat der Raps die Schwierigkeiten überwunden und sich durch die Strohreste gekämpft“, lautet seine Erfahrung. Der Vorsitzende des Landvolk-Kreisverbandes Hildesheim verzichtet auf den Pflug, damit seine wertvolle Erde auch bei den Regen an ihrem Platz bleibt und nicht den Hang hinuntergeschwemmt wird. Der Bördebauer kann aber auch seine Berufskollegen verstehen, die bei ebenem Gelände dem Raps und den nachfolgenden Getreidearten mit dieser Bodenbearbeitung „einen reinen Tisch“ bereiten und sie so vor Mäusen und Schnecken schützen wollen.

„Jeder Kleingartenbesitzer kann nachvollziehen, was Schnecken in einer Nacht anrichten können“, bestätigt Landvolk-Vizepräsident Ulrich Löhr den großen Appetit der Schnecken auf kleine Rapspflanzen. Er weist in dem Zusammenhang auf das Verbot von vielen Wirkstoffen in der Beize hin, mit der die Körner zum Schutz gegen Fraßfeinde umhüllt werden. „Das führt zu einer höheren Anzahl an Pflanzenschutzbehandlungen mit Insektiziden, anstatt mit einer geringen Wirkstoffmenge in der Beize vorzubeugen“, sagt er kopfschüttelnd.

Bei der aktuell anstehenden Anbauplanung für 2024 müssen Betriebe neben der Berücksichtigung der Stilllegung von vier Prozent der Ackerfläche auch auf den vorgeschriebenen Fruchtwechsel achten. „Die Bauern müssen jetzt schon Bedingungen erfüllen, für die sie erst im kommenden Jahr einen Antrag auf Ausgleichszahlungen stellen können“, moniert Löhr. Wer einen Antrag auf GAP-Agrarförderung 2024 stellen will, müsse bei der Anbauplanung auch berücksichtigen, was auf einem Schlag in den Jahren 2022 und 2023 stand. „Das ist ein gutes Beispiel für den Bürokratiewahn in der Landwirtschaft“, sagt Löhr. Er meint, dass der EU ein Bürokratieentlastungsgesetz, wie es die Bundesregierung aktuell beschlossen hat, auch für die Landwirtschaft gut zu Gesicht stünde.

Die weltweite Produktion von Ölsaaten, pflanzlichen Ölen und Ölschroten wird nach Angaben der Agrarmarktinformations-Gesellschaft (ami) 2023 ein neues Rekordniveau erreichen. Allerdings geraten Ölsaaten und die daraus hergestellten Produkte zunehmend in den Fokus gesetzlicher Anforderungen hinsichtlich des Anbaus, Flächenanspruchs, der Nachhaltigkeit, der sozialen Verträglichkeit und dem Beitrag zum Klimaschutz. Besonders im Brennpunkt: Die Lieferketten von Soja und Palmöl, betroffen sind aber auch Kaffee, Kakao und Kautschuk.

Das Ölsaaten Forum 2023 am 10. November gibt daher ab 9 Uhr im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlin Erläuterungen und Impulse zu rechtlichen Regelungen, deren politische Einordnung sowie die konkrete Umsetzung der Dokumentationspflichten und behördlichen Kontrollen. Dabei wird auch die Frage nach den indirekten Landnutzungsänderungen („iLUC“) im Zusammenhang mit Ölsaaten und der Akzeptanz von Raps und Soja als nachwachsende Rohstoffe für Energie und andere Zwecke diskutiert. Anmeldungen für die Teilnahme in Präsenz oder virtuell sind unter https://www.ami-akademie.de/events/details/oelsaaten-forum-2023 möglich. Die Tagung ist nicht kommerziell ausgerichtet, der Überschuss wird für humanitäre Zwecke in der Ukraine gespendet. (LPD 68/2023)

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Wiebke Molsen

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