Landwirtschaft braucht keine neuen Auflagen

Landwirtschaft braucht keine neuen Auflagen

Landvolktag Bauernverband Weserbergland: Meyer gibt Vorsitz ab, Kohlenberg folgt

L P D – Als scheidender Vorsitzender des Bauernverbandes Weserbergland nutzte Karl-Friedrich Meyer sowohl in der internen Mitgliederversammlung als auch beim anschließenden Landvolktag des Kreisbauernverbandes die Gelegenheit, die widrigen Umstände und überzogenen Auflagen seitens der Politik für die Landwirtschaft zu kritisieren. „Auch wenn die Wirtschaftlichkeit auf den Höfen gut ist, die Stimmung ist schlecht. Obwohl wir alles machen, was uns aufgebürdet wird, und dies nachweislich zu Verbesserungen führt, stülpt uns die Politik wie bei der Düngeverordnung immer neue Auflagen über. Acht Kreisverbände klagen inzwischen dagegen. Was wir Bauern brauchen, sind verlässliche politische Rahmenbedingungen“, sagte Meyer in der Versammlung.

So konterkariere die anstehende SUR (Sustainable Use Regulation), die einen stark reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vorsieht, den Niedersächsischen Weg. „Hier haben wir viel Arbeit reingesteckt, auf Augenhöhe mit den Umweltverbänden verhandelt und einen Kompromiss erzielt, der auf der politischen Ebene großen Anklang gefunden hat. Sollte die SUR aber so umgesetzt werden wie bisher geplant, wäre das für die konventionelle Landwirtschaft vielerorts das Aus“, prognostiziert Meyer und fordert seine 600 Berufskollegen im Bauernverband Weserbergland auf, nicht nur die Politiker auf die Höfe zu holen, sondern auch mit den Verbrauchern darüber zu reden.

Dass die geplante EU-Verordnung zur SUR wissenschaftlich nicht begründbar ist, zeigte Prof. Andreas von Tiedemann von der Universität Göttingen den Landwirten und Gästen des Landvolktages auf. Die Grundlage für nachhaltigen Pflanzenschutz sind Sortengenetik, chemischer Pflanzenschutz sowie das Anbausystem. Auf keine dieser drei Komponenten könne laut von Tiedemann verzichtet werden, um eine globale Ernährungssicherung zu gewährleisten. Nicht weniger, sondern effektiverer Pflanzenschutz sei nötig. „Eine falsche Risiko-Nutzen-Bewertung führt seit Jahren zu einer Fehlsteuerung der Pflanzenschutzpolitik. Die SUR ist ein aktuelles Beispiel dafür. Sie ignoriert die tatsächlichen Kausalbezüge zur Biodiversität“, zieht der Professor für Pflanzenpathologie und -schutz sein Fazit. Die geplanten Restriktionen würden die heimische Landwirtschaft erheblich schwächen, die Abhängigkeit der EU für Importe erhöhen und den Weltmarkt belasten, ohne einen ökologischen Gewinn. 

Nach sechs Jahren als Vorsitzender und 15 Jahren Vorstandsarbeit im Bauernverband Weserbergland trat Karl-Friedrich Meyer nicht erneut zur Wahl an. Als seinen Nachfolger wählte die Versammlung Frank Kohlenberg aus Bremke. Der 56-Jährige ist ausgebildeter Landwirt und bewirtschaftet im Landkreis Holzminden seit 2003 einen Milchviehbetrieb mit 65 Kühen plus Nachzucht sowie 140 Hektar (ha) landwirtschaftlicher Nutzfläche plus 30 ha Forstfläche. Er wird nun gemeinsam mit Achim Pohl und Friedrich Hake sowie den Stellvertretern Christian Ahlswede, Dieter-Wilhelm Lohmann und Dr. Hendrik Habermann die Geschicke des Bauernverbandes Weserbergland leiten. Für seine vielfältigen Verdienste für den Bauernverband und das Landvolk Niedersachsen, in dem Meyer Vorsitzender des Pflanzenausschusses ist, ehrte Kohlenberg ihn mit der silbernen Ehrennadel. Eine gut in der Region vertretene Landwirtschaft und der Blick über den Tellerrand hinaus waren Meyer stets wichtig. Immer offen, immer fair und ohne ideologische Voreingenommenheit kennzeichneten laut Laudator Hartmut Danne Wesen und Arbeit des scheidenden Vorsitzenden Meyer.

„Die SUR sowie die Anforderungen beim Umbau der Tierhaltung treiben uns Bauern um“, sagte der neue Kreisverbandsvorsitzende Kohlenberg. Der Bauernverband müsse immer mehr Probleme lösen. „Wir stellen uns diesen Forderungen aus der Politik, denn wir denken in Generationen – doch dazu brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen. Uns Landwirten ist es ernst: Wir müssen vom Betrieb leben, wir gestalten den ländlichen Raum sowie die Kulturlandschaft. Dazu gehört, dass unsere Leistungen anerkannt werden“, fordert der neue Vorsitzende von der Politik ein. (LPD 85/2023)

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Silke Breustedt-Muschalla

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