Braugerste – Königin auf dem Acker, Krone im Glas

Anbaufläche normalisiert – durchschnittliche Ernte mit guten Qualitäten erwartet
L P D – Ob an der Bar, beim Schützenfest oder auf dem Festival: Was weltweit ins Glas kommt, hat Auswirkungen auf die Nachfrage nach Feldfrüchten aus Niedersachsen. Derzeit scheinen Mixgetränke etwas beliebter als Bier zu sein. „Der Absatz von Malz könnte besser sein“, sagt Gerhard Rott, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Niedersächsischen Braugerstenanbaus. Die Mälzereien seien noch gut versorgt mit dem Rohstoff, der entscheidend für die Qualität des nach dem deutschen Reinheitsgebot gebrauten Kult-Getränks ist. Auch der Export habe etwas nachgelassen, unter anderem aufgrund strengerer Alkohol-Vorschriften in ostasiatischen Ländern und dem Bau eigener Mälzereien in Brasilien.
Im Moment hat sich der Anbau deshalb bei stabilen 36.000 Hektar (ha) eingependelt. Davon 31.000 Hektar Sommerbraugerste, die im Frühjahr ausgesät wurde, und etwa 5.000 Hektar Braugerste, die bereits im Herbst in den Boden gekommen ist. „Diese Normalisierung tut dem Markt gut, nachdem im vergangenen Jahr aufgrund des nassen Herbstes die Böden oft schlecht befahrbar waren und diese daher im Frühjahr außerplanmäßig mit Sommergerste bestellt wurden“, erläutert Andreas Lege, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Niedersächsischen Braugerstenanbaues. Die Fläche stieg im vergangenen Jahr dadurch auf rund 54.000 Hektar, die jedoch oft auch als Futtergerste verwendet wurde.
In diesem Jahr zeigt sich die Situation auf dem Feld dank der intensiven Beregnung mit im Durchschnitt bereits drei Durchgängen weiterhin gut. „Die Bestände sind gesund und sehen gut teilweise sogar sehr gut aus“, sagt Lege. Allerdings hätten es die Pflanzen aufgrund der Trockenheit im Frühjahr regional schwer gehabt und ständen dort vergleichsweise dünn. Obwohl der Regen mit 30 bis 40 Litern pro Quadratmeter eine Entlastung gebracht hat, bleibt die Wasserversorgung ein kritischer Punkt: Die zur Verfügung stehenden Beregnungsmengen sind vielerorts bereits ausgeschöpft. „Was nachher tatsächlich geerntet wird, wissen wir erst, wenn wir mit dem Drescher losfahren und die Körner auf dem Anhänger liegen“, bestätigt Rott aus Erfahrung. Der Landwirt aus dem Braunschweiger Land erwartet für Niedersachsen jedoch eine ordentliche durchschnittliche Ernte.
Dafür tun die Landwirte, die sich auf diese Kultur spezialisiert haben, auch einiges. „Braugerste ist die Königin im Getreideanbau und verlangt daher besondere Aufmerksamkeit“, beschreibt Rott die Feldfrucht. Damit sie sich für die Weiterverarbeitung zu Malz und anschließend zu Bier eignet, muss sie nämlich einen Eiweißgehalt zwischen 9,5 und 11,5 Prozent aufweisen. „Liegt er höher, schäumt das Bier zu stark, ist er zu niedrig, dann landet die Gerste im Futtertrog und die Landwirte müssen auf den Aufschlag von rund 50 Euro je Tonnen verzichten“, erläutert er das Anbaurisiko. In den vergangenen drei bis vier Jahren lag der Proteingehalt meist an der unteren Grenze. Die beiden modernen Hauptsorten Lexy und LG Caruso, die einen hohen Ertrag erbringen können, benötigen daher eine optimale Stickstoffdüngung und eine gleichmäßige Versorgung mit Wasser – für ein leckeres Bier mit stabiler Schaumkrone ohne künstliche Zusätze. Brauer, Mälzer und Landwirte informieren sich am 3. Juli über den Zustand der Braugerstenschläge bei der Rundfahrt der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Niedersächsischen Braugerstenanbaues und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Landkreis Celle. Treffpunkt ist um 9 Uhr am landwirtschaftlichen Betrieb von Jobst von Hohnhorst in Eldingen. Anmeldungen nimmt Andreas Lege bis zum 26. Juni per Mail unter a.lege@vlk-agrar.de entgegen. (LPS 44/2025)
Redakteurin
Wiebke Molsen
T: 0511 – 3670476
E-Mail-Kontakt