Beratung und Mediation: Gemeinsam Lösungen finden
Landwirtschaftliche Sorgentelefone erwarten für die Weihnachtszeit mehr Anrufe
L P D – Wie geht es weiter? Mit dem Hof, mit der Familie, mit einem Selbst? Diese Fragen kochen besonders in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr in vielen bäuerlichen Familien hoch. Zu den fast schon traditionellen Eheproblemen und den Generationskonflikten zwischen Hofnachfolger und Altenteiler belasten in diesem Jahr die besonderen Herausforderungen der schlechten wirtschaftlichen Situation auf den Höfen die Bauernfamilien.
„In vielen Fällen kann es hilfreich sein, sich von außen in die Karten schauen zu lassen“, sagt Constanze Brinkmann, Geschäftsführerin der Ländlichen Familienberatung und des Landwirtschaftlichen Sorgentelefons Oesede. Damit am anderen Ende der Telefonleitung kompetente Ansprechpartner vertreten sind, absolvieren die ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater des Landwirtschaftlichen Sorgentelefons eine zweijährige Ausbildung. „Die Qualität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist uns sehr wichtig, deshalb haben wir die Bewerbungen für die Ausbildung sorgfältig ausgewählt“, betont sie.
Gleichzeitig ist Brinkmann froh, Nachwuchs für das Beraterteam zu bekommen, der bereit ist, sich mit viel Energie und Zeit ehrenamtlich für die bäuerlichen Familien einzusetzen. „Meistens haben die Landwirte selbst schon einmal Hilfe bekommen und gute Erfahrungen damit gemacht“, erläutert Brinkmann die Beweggründe für das Engagement der Mitarbeiter, die immer einen landwirtschaftlichen Hintergrund mitbringen. Die Landwirtschaftlichen Sorgentelefone in Niedersachsen bieten vertrauliche Gespräche und unabhängige Beratung für Familien, Paare und Einzelpersonen aus dem ländlichen Raum an und sind anonym und kostenfrei erreichbar unter: Sorgentelefone.
Eine weitere Möglichkeit, Konflikte zu lösen, die sich innerhalb der eigenen Familie nicht mehr bewältigen lassen, ist die Mediation. „Bei einer Hofübergabe oder der Gründung einer GbR kann eine Mediation durchaus gewinnbringend sein“, sagt Silke Foget, Rechtsreferentin und „frischgebackene“ Mediatorin des Landvolks Niedersachsen. Dabei sei es sinnvoll, schon im Vorfeld die jeweiligen Interessen und Bedürfnisse der Beteiligten zu klären, um diese gegebenenfalls auch vertraglich festzuhalten. „Ein Mediator oder eine Mediatorin kann eine Möglichkeit sein, den Beteiligten dabei zu helfen, gemeinsam einen Weg zu finden“, sagt Foget. Der Mediator treffe dabei keine eigenen Entscheidungen zur Beilegung des Konflikts, sondern helfe Betroffenen in einem strukturierten Verfahren, selbst Lösungen zu erarbeiten.
Der Bayerische Bauernverband, das Landvolk Niedersachsen und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband bieten in Zusammenarbeit jährlich Fortbildungen für die Mediatorinnen und Mediatoren der beteiligten Verbände an. Aus Niedersachsen waren in diesem Jahr Laura Just vom Landvolkkreisverband Hannover und Silke Foget vom Landvolk Niedersachsen dabei. Beide haben am 6. Dezember die Ausbildung abgeschlossen und sind seitdem als Mediatorinnen im Einsatz. Seit dem vergangenen Jahr gibt es außerdem das sogenannte Mediationsforum, das bundesweit Mediatorinnen und Mediatoren aus dem landwirtschaftlichen Bereich zusammenführt. (LPD 98/2025)
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